Adolf  Jahn

Figur "Germania", 1892



Figur Germania-1
Photographie der "Germania"-Figur, ©Photo: Jahn
Figur Germania-2
Photographie der "Germania"-Figur, ©Photo: Jahn



Adolf Jahn beteiligte sich Anfang des Jahres 1888 mit der Germania-Figur an einer Konkurrenz um das Max-Schneckenburger-Denkmal, die von der Stadt Tuttlingen ausgeschrieben worden war. Er gewann mit seinem Entwurf den 1. Preis. Dazu gehörte ein Sockel und ein Porträt-Relief des Dichters Max Schneckenburger.

Das Denkmal wurde am 19. Juni 1892 im Stadtgarten von Tuttlingen enthüllt.

Gleichzeitig wurde eine "Kleine Germania" -Figur hergestellt, die mittlerweile vor dem Geburtshaus Max Schneckenburgers in Talheim, Kreis Tuttlingen steht.


Die Firma WMF (Württembergische Metallwarenfabrik Geislingen/ Steige) übernahm die "Germania"-Figur in ihren Angebotskatalog "Galvanoplast. Kunstanstalt Geislingen (Zweiganstalt der Württembg. Metallwarenfabrik), Abteilung V: Zimmerschmuck, 1897" unter der Artikelnummer 3016. Die "Germania"-Figur wurde mit einer Höhe von 50 cm angeboten, wobei es dabei den Hinweis gab, dass die Figur auch in 1,62 m Höhe erhältlich sei.

WMF-Katalog
WMF-Katalog-2
"Galvanoplast. Kunstanstalt Geislingen.
(Zweiganstalt der Württemg. Metallwarenfabrik.)
Permanente Ausstellung: München, Maffeistrasse 18.
Abteilung V:
ZIMMERSCHMUCK.
1897.
Druck der Württbg. Metallwarenfabrik Geislingen-St.
Farben von Kast & Ehinger, Stuttgart.

- 20 -
Nr. 3016.
Germania, v. Jahn.
50 cm Höhe; Plinthe: 18x18 cm.
Ebenso auch in 1,62 cm Höhe."
Herr Dix von der WMF Group Unternehmenskommunikation stellte mir dankenswerterweise die Abbildungen aus dem Katalog der "Galvanoplast. Kunstanstalt Geislingen" von 1897  zur Verfügung.  ©Katalogabbildungen: WMF Group


Die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland hat einen Artikel zum Thema "Galvanoplastik" mit dem Titel "Kupfergalvanoplastik im Freien. Geschichte, Herstellungstechniken, Reinigung und Pflege" im Internet veröffentlicht.



In vielen Städten in Deutschland wurden in dieser Zeit Denkmäler zum Gedenken des deutsch-französischen Krieges 1870/71 und seiner Opfer errichtet.

Oftmals waren es "Germania"-Figuren.

So standen oder stehen bis heute auch in den Städten Sulzfeld im Kraichgau, Memprechtshofen an der Donau, in der Gemeinde Wiesent im Landkreis Regensburg, in Dorum im Landkreis Cuxhaven und in der Gemeinde Hirschberg-Großsachsen Denkmäler mit einer Kopie der von Adolf Jahn geschaffenen "Germania"-Figur.


Max-Schneckenburger-Denkmal in Tuttlingen, 1892


Max-Schneckenburger-Denkmal
Max-Schneckenburger-Denkmal, Tuttlingen ©Museum der Stadt Tuttlingen


Die Photographie stammt vom Museum der Stadt Tuttlingen.


Die "Germania"-Figur in Tuttlingen hatte eine Höhe von 3,20 m, ein Gewicht von 1200 kg, alleine das Schwert wog 6,5 kg. 

Am Sockel war ein Porträt-Relief von Max-Schneckenburger angebracht, das heute im Heimat-Museum der Stadt Tuttlingen aufbewahrt wird.

Die Figur selber wurde 1918 abgebaut und das Material vermutlich zu Kriegszwecken verwendet. Der Sockel wurde später bei Baumaßnahmen in der Donau gefunden.



Enthuellung des Max-Schneckenburger-Denkmals
Enthüllung des Max-Schneckenburger-Denkmals am 19. Juni 1892 im Stadtgarten von Tuttlingen.
Der Prinz von Weimar hatte die Patenschaft für die Spendensammmlung übernommen. ©Museum der Stadt Tuttlingen


Die Photographie stammt vom Museum der Stadt Tuttlingen.



"Bereits im Jahre 1878 hatte man in national gesinnten Kreisen der Tuttlinger Bürgerschaft den Entschluss gefasst, dem aus Talheim stammenden Dichter Max Schneckenburger (1818-49) ein Denkmal zu setzen. Schneckenburgers Gedicht "Die Wacht am Rhein" wurde vertont und hatte als Lied 1870/71 im Krieg gegen Frankreich ungeheure Popularität erlangt. Das erste Denkmal, eine Germania in kämpferischer Pose, wurde 1892 enthüllt und schon bald darauf im Ersten Weltkrieg zu Kanonen umgeschmolzen."


aus: Stadtführer der Stadt Tuttlingen





Wie in der "Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe Nr. 23, 1888" mitgeteilt, erhielt Adolf Jahn in der Konkurrenz den 1. Preis und seine Skizze wurde zur Ausführung bestimmt.



Kunstchronik-Schneckenburger Denkmal-1
" Konkurrenzen.
R. Stuttgart. Von den dreißig eingelaufenen Konkurrenz-Skizzen für das Schneckenburger-Denkmal in Tuttlingen, welche zur Zeit hier ausgestellt sind, wurde diejenige von Bildhauer Jahn in Berlin mit dem 1. Preise bedacht und zur Ausführung bestimmt. Der 2. gekrönte Entwurf stammte von dem Bildhauer Franz Bernauer in München. Dem Antrag des Preisgerichts entsprechend wurde noch eine 3. Skizze, von Albertshofer & Beggel in München, angekauft. - Das Gesamtergebnis dieser Konkurrenz muß leider als ein wenig erfreuliches bezeichnet werden, da von den dreißig eingegangenen Entwürfen nur wenige von künstlerischem Geschmack zeugen, außerdem noch die für die Ausführung disponiblen Mittel von 26000 M. weit überschreiten. Der zur Ausführung vorgesehene Entwurf stellt eine ans Schwert greifende Germania dar, die noch sehr der Durchführung bedarf; an dem einfachen und nicht gerade geschmackvollen Sockel ist das Porträt-Relief Schneckenburgers angebracht. Der mit dem II. Preis bedachte Entwurf zeigt einen auf sein Steinbeil sich stützenden Germanen, eine Arbeit, die vom künstlerischem Standpunkt betrachtet, der erstgenannten entschieden vorzuziehen wäre. - Noch möchten wir ein im Kunstverein ausgestelltes Porträt-Medaillon in Marmor von Meister Donndorf, nennen, eine vortreffliche Schöpfung, die uns wiederum beweist, welch' ein feinbeobachtender Künstler Donndorf ist."
aus: Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe Nr. 23, 1888, S. 627 u. 628
Kunstchronik-Schneckenburger-Denkmal-2
"Konkurrenzen:
Bei der Entscheidung über die Entwürfe zu einem Denkmal für Schneckenburger, dem Dichter der "Wacht am Rhein", erkannte das in Stuttgart niedergesetzte Preisgericht den ersten Preis dem Entwurf des Bildhauers Adolf Jahn in Berlin, den zweiten demjenigen des Bildhauers Bernauer in München zu. Ein dritter Entwurf, welcher von dem Bildhauer Albertshofen und dem Architekten Beggel in München herrührt, wurde angekauft."
aus: Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe, Nr. 23, 1888, S. 639


"Ein Denkmal für Max Schneckenburger.

Zu Thalheim bei Tuttlingen in Württemberg ruhen in einer würdigen Gruft die Gebeine des Dichters der "Wacht am Rhein". Dorthin, an seinen Geburtsort, hat man sie in der Mitte der achtziger Jahre von Burgdorf in der Schweiz überführt, treu seiner "Letzten Bitte", die er in den schönen Vers gekleidet:

"Wenn ich einmal sterben werde
Weit von meinem Vaterland
Legt mich nicht in fremde Erde,
Bringt mich nach dem heim'schen Strand.
Meines Herzens Flamme lodert
Einzig Dir, Germania,
Drum, wenn einst mein Leib vermodert,
Sei mein Staub den Vätern nah!"

In Tuttlingen aber, der Oberamtsstadt von Talheim, wird ihm am 19. Juni ein schönes Denkmal enthüllt, dessen hochragende Idealfigur der "Wacht am Rhein" wir nebst dem am Sockel angebrachten Medaillonporträt des Dichters unseren Lesern in Abbildung vorführen. Das Denkmal, ein Werk des Berliner Bildhauers Adolf Jahn, steht auf einem durch Verlegung der Donau gewonnenen großen freien Platz, den zur Zeit schon eine "Bismarck" und eine "Moltke-Eiche" schmücken und der im Laufe der Jahre zu einer wirklich schönen Anlage größeren Stils werden wird. Auf einem dreieinhalb Meter hohen granitnen Sockel, dessen Vorderseite das treffliche Reliefbild des Dichters trägt, erhebt sich die Statue, drei Meter hoch, in Bronze gegossen.

Adolf Jahn ist am 17. Dezember 1858 zu Stettin geboren. Früh verwaist, wuchs er bei einem Oheim zu Berlin auf, wo er erst die Gewerbeschule, dann die Kunstakademie besuchte und mehrfach Preise sich erwarb. Anfangs der achtziger Jahre arbeitete Jahn zu Wien in den Ateliers mehrerer hervorragender Bildhauer und später ebenso in Berlin bei Kruse, Breuer und Kaffsack. Gewiß darf man von dem begabten Künstler noch manches schöne Werk erwarten."

aus: Die Gartenlaube (1892), Leipzig, Verleger Ernst Keil's Nachfolger, Heft 13, S. 419


"Schneckenburger Denkmal die Wacht am Rhein

Die Entstehung des Stadtgartens, in dem natürlich auch ein Denkmal stehen musste, ist dem Umstand zu verdanken, dass infolge des Bahnbaus einerseits und der Stadtentwicklung nach Westen andererseits die Verlegung der Donau notwendig wurde und dadurch Raum für den Stadtgarten geschaffen wurde. 1867 bis 1870 war die Stadt gezwungen, die Bahnhofstraße, früher Poststraße, von der Karlstraße an um 1146 Meter zu verlängern, um das Stadtgebiet an das neu erbaute Bahnhofsgelände verkehrsmäßig anschließen zu können. Damit floss die Donau von der Bismarckstraße an bis zur Festhalle direkt neben der Straße durch den späteren Stadtgarten. 1889/1890 erfolgte im Zuge des Eisenbahnbaus nach Sigmaringen eine weitere Korrektur. In den folgenden Jahren wurde eine umfangreiche Korrektur des Flussbettes vorgenommen. Grund für die Verlegung war die bauliche Ausdehnung der Stadt nach Westen. Das Flussbett, das bis zur Bahnhofstraße und von dort nördlich am Fruchtkasten vorbei zur Donaubrücke verlief, wurde begradigt und parallel zur heutigen Weimarstraße verlegt. Durch die Verlegung hat die Stadt nicht nur die Flächen für den Bau der Weimarstraße gewonnen, sondern sie konnte auch die städtebauliche Konzeption, wie sie von Landbaumeister Uber geplant war, weiterführen. Außerdem wurden durch diese Korrektion auch die Flächen für den Stadtgarten, die Wilhelmschule, das alte Gymnasium, das Postamt, das evangelische Gemeindehaus und das Elektrizitätswerk gewonnen.

Bevor wir nun zum eigentlichen Denkmal kommen, muss man sich die Entstehungsgeschichte vor Augen führen. Da war zunächst das Lied "Die Wacht am Rhein", dessen Strophen über den Rhein als ureigenem deutschen Strom große Popularität erlangt hatten und im deutsch-französischen Krieg 1870/71 wegen des Fehlens einer offiziellen zur heimlichen Nationalhymne man sprach sogar von der Marseillaise der Deuschen aufstieg. Als 1870 der Krieg gegen Frankreich ausbrach und alle deutchen Stämme, die sich wenige Jahre zuvor noch im Kampfe gegenüberstanden, nun vereint über den Rhein hinüberzogen, da war dieses Lied in aller Munde und wurde mit Begeisterung  gesungen. Bismarck, der Eiserne Kanzler, hat die begeisternde Wirkung der "Wacht am Rhein" sehr hoch eingeschätzt. In einer im Jahr 1893 gehaltenen Rede sprach er davon, dass dieses Lied mit seinem "Ruf wie Donnerhall" mehr wert gewesen sei ein paar Armeekorps mehr am Rhein. Nach dem Krieg kannte der Patriotismus keine Grenzen mehr, die Deuschen hatten wieder einen Kaiser und seit der Beendigung des "Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation" im Jahr 1806 wieder ein lange herbeigesehntes geeintes Vaterland. Das heute nicht mehr zeitgemäße, in Vergessenheit geratene Lied ist entstanden aus glühender Vaterlandsliebe, wie sie die damalige Zeit verstand, die Verse in ihrem Pathos sind aus heutiger Sicht nicht mehr verständlich. Vorerst war der Verfasser des Gedichts gänzlich unbekannt. Es war bereits 1840 entstanden und wurde schon 1854 vertont. Erst 1870 erlöste der Bonner Theologieprofessor Karl Hundshagen den Dichter des Liedes aus seinem Dornröschenschlaf.

Wer war nun Max Schneckenburger? Geboren 1819 in Talheim, Kreis Tuttlingen, besuchte er die Lateinschule in Tuttlingen, wollte eigentlich ein Studium ergreifen, beugte sich jedoch dem Willen des Vaters und erlernte den Kaufmannsberuf. 1836 wurde er in Burgdorf im Kanton Bern Kommis in einer Eisengießerei, wo er zum Direktor avancierte. Er starb bereits 1849 im Alter von erst 30 Jahren nach kurzer Krankheit. Was ihn jedoch posthum in ganz Deutschland berühmt machte, war eben sein schon 1840 geschaffenes Gedicht "Die Wacht am Rhein", das 1854 von Karl Wilhelm vertont wurde und zu den meistgesungenen Liedern im Deutsch-französischen Krieg 1870/71 und auch noch im Ersten Weltkrieg gehörte.

Am 27. November 1885 hatte sich in Tuttlingen ein Ausschuss zur Errichtung eines Max-Schneckenburger-Denkmals in Tuttlingen gebildet. Dieser rief zur Sammlung für das Denkmal auf und konnte schon im Januar 1886 über einen Grundstock in Höhe von 1.000 Mark berichten. Es wurde eifrig geworben, die hiesigen Vereine veranstalteten Konzerte und sonstige Darbietungen zu Gunsten der Sammlung. Nachdem auch der König 100 Mark stiftete und der Schwager des Königs, Prinz Hermann von Sachsen-Weimar, das Protektorat über die Errichtung des Denkmals übernahm, erhielt die Angelegenheit einen wesentlichen Auftrieb. Als im Januar 1888 das Kapital auf 24.000 Mark angewachsen war, war die Entstehung des Denkmals finanziell abgesichert. Im April 1888 wurde ein öffentlicher Wettbewerb unter den deutschen Künstlern ausgeschrieben. Von den 29 Entwürfen entschied sich der Ausschuss auf den Entwurf des Berliner Bildhauers Adolf Jahn. Es verging jedoch noch einige Zeit zwischen der grundsätzlichen Genehmigung des Tuttlinger Gemeinderats zur Donaukorrektur, bei welcher der Platz für die Aufstellung des Denkmals gewonnen werden sollte, und der Donauverlegung im Sommer 1891, so dass im April 1892 der Zeitpunkt zur Einweihung des Denkmals auf den 19. Juni festgelegt werden konnte.

Im neu geschaffenen Stadtgarten wurde das Denkmal in Form einer Germania gesetzt. Im Jahr 1836 hatte der Maler Philipp Veit die romantisch-historisierende Versinnbildlichung Deutschlands als Bildnis einer madonnengleichen, mit ruhendem Schwert und einem Gesetzbuch ausgestatteten, in eine nationale Vergangenheit träumende und auf die Kaiserkrone blickende Frau festgehalten. Als Personifizierung des neu geschaffenen Deutschen Reiches stand die 3,20 m hohe Figur aus Bronze, nun kämpferisch geworden, mit Panzer und gezogenem Schwert, bekränzt mit einem Eichenkranz auf einem Sockel, um walkürengleich die Nation zu verteidigen. Sie wog 1200 kg, ihr Schwert 6,5 kg.

Die Einweihung 1892 war ein großes Fest. Zur Enthüllungsfeier trafen viele Festgäste ein, voran der hohe Protektor Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar. Ihm zu Ehren wurde die Straße zwischen Denkmalsplatz und Donau "Weimarstraße" genannt. Eine 163 cm hohe Nachbildung der Germaniafigur wurde ihm zum Geschenk gemacht. Sie kam später in den Besitz des "Liederkranz Stuttgart" und fand zunächst im Garten der Stuttgarter Liederhalle ihren Platz, später wurde sie in Talheim vor dem Geburtshaus Max Schneckenburgers aufgestellt, wo sie heute noch besichtigt werden kann. Sie blieb erhalten, doch das eigentliche Denkmal fiel bereits 1918 der Metallmobilmachung des Ersten Weltkriegs zum Opfer. Noch am 21. Juni 1918 wurde es zur Verschrottung abgeholt, das "dankbare Vaterland" bezahlte an die Stadt 12.668,25 Mark!

Erst 22 Jahre später hat die Germania Ersatz gefunden im Reiterdenkmal des Bildhauers Fritz von Grävenitz. Vorangegangen war der Wunsch nach einem neuen Denkmal zu Beginn des Dritten Reiches und der Gründung eines "Arbeitsausschusses für die Erneuerung des Max-Schneckenburger-Denkmals". Die anfängliche Absicht, die Germania in ihren ursprünglichen Zustand von 1872 zu rekonstruieren, blieb unrealisiert. So einfach synchronisierbar war jedoch die Symbolik des Kaiserreichs nicht mit dem Selbstverständnis der neuen Machthaber. Neuen Auftrieb erhielt das Projekt mit dem Auftakt zum Dritten Reich: "Im neuen nationalsozialistischen Deutschland weht aber ein erfrischender nationaler Wind". Es folgte die Ausschreibung eines Wettbewerbs von Künstlern 1937, den Fritz von Grävenitz mit seinem Reiterstandbild gewann. Es sollte eine Reitergruppe als das Symbol stürmender Kraft sein. In Muschelkalk gehauene sich jagende Pferde mit jugendlichen Reitern, die sich "im Wogenprall in den Kampf werfen hin zum deutschen Rhein". Bei der Beratung im Gemeinderat fand er Entwurf mehrheitliche Zustimmung, dem Wunsch das militärische Moment in Form von Helmen mehr betont zu sehen, wurde nicht entsprochen. Das Motiv des Stahlhelmträgers als seit dem Ersten Weltkrieg gängige Idealisierung des Soldaten war von den Nationalsozialisten häufig aufgegriffen worden. Der mit dem Künstler von der Stadt abgeschlossene Werksvertrag, der mit 20.000 RM dotiert war, sah die Aufstellung des Denkmals für die zweite Hälfte des Jahres 1938 vor. Durch verschiedene Gründe, vor allem aber durch die sich verschlechternde Gesundheit des Künstlers, er erlitt im Ersten Weltkrieg eine Kopfverletzung, die sein Augenlicht bedrohte, konnte das Denkmal erst am 5. September 1940 von Stuttgart nach Tuttlingen transportiert werden, wo der Künstler daran weiter arbeitete. Im Jahr 1944 wurde das Denkmal in der "Stuttgarter Illustrierten" als noch nicht vollendet bezeichnet. Auf Anraten des Wiener Schriftstellers Dr. Karl Schubert wurde das Denkmal so belassen wie es war, Bürgermeister Dr. Haug schloss sich dieser Meinung an. Jedoch ist auch das "scheinbar Unvollendete" eine Eigenart des Künstlers an manchem seiner Werke. Es dient absichtlich der Betonung des Wesentlichen. So sind die Köpfe der drei Reiter bis ins Einzelne ausgearbeitet, die drei vom Vorwärtsdrängen der Reiter mitgerissenen Pferde sind eingehüllt in Staub und Dunst, wodurch die Geschlossenheit der Gruppe besondere Betonung findet.

Die Schöpfung des schwäbischen Künstlers ragt weit hinaus über den früher betonten nationalen Gedanken. Das politische Denken hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg gewandelt, der Streit um die Grenzen im Westen wurden im Zeichen des vereinten Europas beigelegt. Das Reiterdenkmal hat als "Aufbruch der Jugend" zu höheren Zielen einen neuen Wertmaßstab erfahren. Am Beispiel der Max-Schneckenburger-Denkmale lässt sich eine zeitgebundene Betrachtungsweise deutlich machen:

Lieb' Vaterland, magst ruhig sein,
fest steht und treu die Wacht am Rhein!
der deutsche Jüngling, fromm und stark,
beschirmt die heil'ge Landesmark.

Aufbruch im frühen Lichte des Morgens.
Die hohe Gestalt der Mitte gibt Ruf und Ziel.
Schon drängt jugendlich Leben stürmend voraus,
während noch erdumfangangen die Nachhut.

Während die Strophe aus der Wacht am Rhein deutlich die ursprüngliche Bedeutung des Denkmals wiedergibt, ist diese bei der heutigen Deutung völlig verschwunden."

aus: Tuttlinger Heimatblätter 2008 (NF 71)
Adel, Kirchen und Klöster im Mittelalter, Gedanken an die Opfer der Kriege
Herausgegeben von den Tuttlinger Museen


"Am 19. Juni 1892 wird das Denkmal zu Ehren Max Schneckenburgers von Adolf Jahn in Tuttlingen eingeweiht.

Wiewohl es sich um ein bürgerliches Individualdenkmal handelt, ist nicht der Autor der Wacht am Rhein die Hauptfigur, sondern Germania. Da über das Aussehen des Dichters kaum etwas bekannt gewesen war, hatte der Ausschreibungstext des Denkmals eine "schwungvolle Symbolisierung des Gedichts die Wacht am Rhein" vorgesehen; des Textes und der Melodie, "welche dem Liede Panzer und Schwingen" verlieh. Schneckenburgs Lied sollte also in Denkmalform gegossen, der Text in Ikonographie übersetzt werden. Nur vom Liedtext her ist es gänzlich unverständlich, warum "des Stromes Hüter" ausgerechnet eine Germania sein soll. Schließlich heißt es doch in der zweiten Strophe, daß es der "Deutsche, bieder, fromm und stark" sei, der die "deutsche Landsmark" beschützt, und dieser Soldat wird in der dritten Strophe mit "Er", also der dritten Person Singular maskulinum angeredet. An keiner Stelle des Textes ist von Germania die Rede. Die Wacht am Rhein und der Hüter des Stromes, das ist der Deutsche beziehungsweise die Deutschen, denn Max Schneckenburger überführt in der fünften Strophe den Singular in den Plural:"Wir alle wollen Hüter sein!" Und dennoch ist die Hauptfigur des Denkmals nicht ein Soldat, sondern die allegorische Frau Germania. Somit sind bei dem Tuttlinger Denkmal zwei Eigentümlichkeiten eine Liaison eingegangen. Erstens die Errichtung eines bürgerlichen Individualdenkmals ohne zu ehrendes Individuum, und zweitens die Transkription eines Textes in metallene Form, wobei ein Darstellungstypus erwählt wird, der sich nicht zwanglos aus der literarischen Vorlage ergibt. War man etwa der Überzeugung, daß ein beliebiger Soldat nicht in der Lage sei, den heiligen Strom zu hüten, meinte man, eine größere Schutzmacht in Gestalt einer Germania aufbieten zu müssen? Oder lag es daran, daß ein Soldat exkludierende Effekte gezeigt hätte, denn: in welcher Uniform, mit welchem Rangabzeichen hätte er dargestellt werden sollen, welchem Regiment müßte er angehören und derlei Fragen mehr? Nun, offensichtlich hielt man die Leerstelle Germania für die Visualisierung des "Wir alle" wesentlich geeigneter. Die Exclamatio "Wir alle wollen Hüter sein!" war nicht nur mobilisierend sondern auch integrativ gedacht. "Wir all", das war die deutsche, wehrhafte Nation, die sich auf die "Heldenväter" in den "Himmels Au`n" bezog, und dieses Kollektiv verkörpert sich in Gestalt der Germania, die, auch wenn die letzten Töne der Wacht am Rhein verklungen sein mögen, die deutsche Nation zur Wachsamkeit und zum gerechten Streite mahnt. Schwungvoll scheint sie das Schwert aus der Scheide zu ziehen, das rechte Bein ist leicht angewinkelt und nach vorne gesetzt. Der Liedtext, das Portraitmedaillon und sowie die wenigen Attribute der Jahnschen Allegorie bilden ein komplexes Verweisungssystem. Das Individualdenkmal mutiert zum nationalen Denkmal. In Germania und erst dann in Schneckenburger feiert sich die Nation selbst und singt solch passende Lieder wie 'Richte Dich auf, Germania' und 'Hurrah Germania'. Vielleicht aber unterliegt dem Tuttlinger Germaniadenkmal auch ein geheimes Zitiersystem, das die Wahl der Allegorie erklären könnte. Neun Jahre zuvor war das Niederwalddenkmal eingeweiht worden, dessen Hauptfigur ebenfalls eine Germania ist. Auf dem Sockel ist der unvollständige Text von Schneckenburgers Lied eingraviert. Auf der dortigen Einweihungsfeier wurde unablässig betont, daß die Rüdesheimer Germania die Wacht am Rhein hält. Was läge näher, als die Wacht am Rhein beim Tuttlinger Ehrenmal ebenfalls in Gestalt der Allegorie zu modellieren?"

aus: Lothar Gall, 1993: Die Germania als Symbol nationaler Identität im 19. und 20. Jahrhundert, Bibliothek der Universität Halle


"Das Denkmalsfest von 1892

Nachdem die Sadt 1885 für das Schneckenburger Denkmal eine Sammlung eingeleitet hatte, die 1886 durch ein Komitee weitergeführt wurde "inner- und außerhalb Württembergs", kamen über 33.000 Goldmark zusammen. Auch das deutsche Kaiserpaar spendete - Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria - und das Württembergische Königshaus (ebenfalls ein Wilhelm II.). Sogar aus den USA, aus Ägypten, aus Italien hatten patriotisch gesinnte Deutsche Geldspenden geschickt. Seit 1881 hatte der Komponist der "Wacht am Rhein", Karl Wilhelm, Denkmäler in seiner Heimatstadt Schmalkalden und in Krefeld. 1892 hatte der Berliner Bildhauer Adolf Jahn die ausgewählte Germania als Bronzeguß fertig, sie wurde auf dem Steinsockel im Denkmalplatz, dem heutigen Stadtgarten, aufgestellt, nachdem das Gelände durch die Verlegung der Donau begradigt und planiert war. Eine große Gußkette - heute im Heimatmuseum - wies auf Max Schneckenburger, den Dichter der "Wacht am Rhein", hin. An einem heißen Juniwochenende 1892 konnte nun also das große Einweihungsfest steigen.

86 Kälber geschlachtet
Im Schlachthausbericht des Gränz Boten läßt sich die Größe des Denkmalsfestes ahnen, zu dem Tausende von Besuchern erwartet wurden: "Im Schlachthaus wurden auf das Max-Schneckenburger-Fest geschlachtet: 30 Stück Großvieh, 39 Schweine, 86 Kälber, 7 Schafe". Die königlich württembergische Bahn setzte Sonderzüge zu ermäßigten Preisen ein. Seit 1870 gab es den Bahnanschluß Richtung Rottweil, seit 1890 Richtung Sigmaringen. Daß die Bahn noch nicht so perfekt war, zeigte sich beim Ebinger Sonderzug, der zur Heimfahrt statt zwei Stunden viereinhalb Stunden benötigte, weil er mehrfach steckenblieb und zweimal die "Kuppelungen" zerrissen zwischen Inzigkofen und Ebingen, als es bergauf ging.

Erstmals elektrische Beleuchtung
Prof. Cornel, der hiesige Zeichenlehrer und Heimatfreund, der auch den Wiederaufbau der Honbergtürme entwarf, hatte eine Festschrift für 10 Pfennig und ein farbiges Schmuckblatt herausgegeben. Auf dem Festplatz, dem heutigen Stadtgarten, wurden eine hölzerne Festhalle und zwei Tribünen aufgestellt - die heutige Festhalle und die den Platz einrahmenden Schulen wurden erst einige Jahre später gebaut. Sensationell war damals, daß Festhalle und Festplatz elektrisch beleuchtet wurden. Die Maschinenfabrik Esslingen installierte die Beleuchtung auf Stadtkosten und sollte dafür, wenn einmal die Straßenbeleuchtung elektrifiziert wurde, den Auftrag erhalten - was 1896 auch geschah. Die Firma Jetter und Scheerer (heute Aesulap) stellte Dampfmaschine und Dynamomaschine "in gütiger Weise zur unentgeltlichen Benützung", die Stärke von 12.000 Normalkerzen sei ein "phänomenales Ereignis in unserer Stadt" (Gränz Bote 1892). Kommerzienrat Dr. h. c. Scheerer war als gebürtiger Talheimer sowieso ein Fan der Sache und diente dem Komitee als Schatzmeister. Mit dem Baustil seiner Fabrik hat der Ehrenbürger sich und der Stadt ein noch größeres herausragendes Denkmal geschaffen - die Villa Scheerer im gleichen Monumentalstil wurde leider 1944 ein Opfer des Bombenkriegs. Der Verein verkaufte Festbänder, die Stadt und sogar der Honberg wurden geschmückt. Auch am Honberg zeigte sich der Wille der damaligen Tuttlinger, ihre Stadt zu verschönern und aufzuwerten: 1883 wurde der Zinnenturm, 1893 der Haubenturm gebaut. Vom Berg herab ertönte zum Höhepunkt des Fests "Geschützfeuer" (Böller). "Lichtes junges Grün reicher Bekränzung, Farbenglanz zahlloser Fahnen und Fähnchen und Wappen und Bilder und Inschriften" waren laut Pressebericht "das Festgewand der Stadt, wie sie es noch nie schöner trug". 150 Vereine mit 4000 Leuten waren angemeldet, vor allem Militär-, Krieger- und Veteranenvereine von nah und fern. Turn- und Gesangvereine, aber auch ev. und kath. Vereine und sogar Arbeiterbildungsvereine. Dazu kamen noch die Tuttlinger und die vielen Unangemeldeten. Auch der "Schöpfer" des Denkmals, der junge Berliner Bildhauer Adolf Jahn, war mehrere Tage hier (Hervorhebung M. Jahn). Beim Kaiserhof hatte sich ein Zirkus eingerichtet, auf dem Festplatz wurde gegen 20 Pfennig Eintritt ein Stierkalb mit zwei Köpfen, sechs Füßen und zwei Schwänzen gezeigt. Am Samstagmittag kam "der hohe Protektor des Denkmals" mit Gefolge an, einem Oberst, einem Direktor, einem Verlagsbuchhändler, einem Finanzrat, einem Professor, einem Hofrat und einem Bauinspektor. Am Bahnhof wurden sie von Gemeinderat und Bürgerausschuß, den Vertretern des Denkmalkomitees und des Veteranenvereins empfangen und zur Stadt begleitet. Dann ging es zur Kranzniederlegung an der Gruft Schneckenburgers nach Talheim - der Ort war dekoriert, am Ortseingang war ein Triumphbogen - und zurück zum Souper in den "Hecht". Dazu waren noch eingetroffen: Ein Landgerichtsrat, ein Landtagsabgeordneter, ein Oberst, ein Oberstlieutenant als Vertreter des badischen Kriegerbundes, ein Freiherr von... In der provisorischen Festhalle am Denkmalplatz gestaltete die Stadtkapelle und er Gesangverein "Frohsinn" die Vorfeier. An Stelle des durch eine vorübergehende Krankheit verhinderten Stadtvorstandes Storz (war es eine politische Krankheit?) sprach der Ratschreiber Bofinger, dann der Herr Oberamtsmann (Landrat) Schmidt. Er erinnerte an das "deutscheste aller deutschen Lieder" und an den siegreichen Krieg von 1870/71: "Jene großen Thaten unserer Heere haben zu dem herrlichen Tag geführt, an dem im Spiegelsaal des französischen Kaiserschlosses zu Versailles der greise Preußenkönig zum deutschen Kaiser gekrönt wurde". Schmidt griff das Wort Wilhelms I. bei der Kaiserproklamation auf, "Mehrer des Reichs in Werken des Friedens" sein zu wollen, das auch Wilhelm II. wiederholt ausgesprochen habe (die Abkehr davon kostet ihn bekanntlich seinen Thron!). Kaufmann Teufel griff in seiner Rede noch weiter in die Geschichte zurück: Entstehung der deutschen Kultur im Kampf mit den Römern am Rhein, die Teilung des Karolingerreichs in ein deutsches und französisches mit dem darauffolgenden blutigen jahrhundertelangen Kampf um den Rhein: "Deutsches Heldenblut ist an dem Strom geflossen und hat häufig genug seine Fluten blutig gefärbt". Das Fußfassen Frankreichs sogar auf dem rechten Rheinufer in der Zeit Ludwigs XIV. und der Revolutionäre schilderte Teufel mit der Inschrift der Festung Breisach: "Schranke war ich den Welschen, nun bin ich Brücke und Eingang." Er erinnerte auch an den "glorreichen Sieg bei Waterloo, heute vor 77 Jahren". Auch die Bedeutung des Rheins für Dichtung, Heldensage, Industrie und Verkehr fehlte nicht, ebensowenig der Hinweis, daß die Donau sich bei uns auch "an die mächtige Brust des Rheins schmiegt". Und der Hinweis auf den Rheinwein: "Wie kann ich's verschweigen hier im Kreis trinkbarer Männer". Natürlich bildete das Loblied auf den Sieg 1871 und die "Wacht am Rhein" den rhetorischen Höhepunkt. Der "Geist der Vaterlandsliebe, der Opferfreudigkeit, der Pflichtreue... in den Herzen der deutschen Jugend" wurde beschworen: "Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein!". Nachdem die "gediegene Festrede rauschenden Beifall" erhalten hatte, sprach Schultheiß Vosseler von "Thalheim", der Freiherr von Süßkind-Schwendt, der badische Oberstlieutenant, besonders über Fürst und Vaterland, Kaiser und Reich, und der Stadtpfarrer Knapp von Ravensburg "ließ Schneckenburger heraussteigen" und legte ihm "beherzigenswerte Mahnwort in den Mund für Deutschland und für unsere Stadt".

Festzug, Vorbeimarsch, Geschützfeuer und Reden
"Hoher Hut, schwarzer Anzug", lautete die Kleiderordnung für Sonntag, 9 Uhr. Ab ein Uhr genügte dann der niedere Hut und der Sonntagsanzug. In der Unteren Vorstadt und der Unteren Hauptstraße begann der Festzug, zuerst die jugendlichen Trommler, dann der Turnverein, die Festdamen in Weiß mit Schärpen in den Stadtfarben, darunter zwei Enkelinnen Schneckenburgers mit den Wappen der deutschen Staaten, eichenbekränzt, Festdamen in Baartracht, die Stadtmusik, die Tuttlinger und Talheimer Veteranen- und Militärvereine, eine Vertretung des württ. Armeekorps, die Arbeiter des Königl. Hüttenwerks Ludwigsthal, der Jünglings- Gesellen- und Männerverein und die zahlreichen Gesangsvereine Tuttlingens. Nach den "unzähligen Militär-, Krieger-, Soldaten- und Veteranenvereine der Städte und Dörfer der Umgebung folgten die Familie Schneckenburger, Gemeinderat und Bürgerausschuß, das Denkmalkomitee, der Prinz von Weimar und sein "glänzendes Gefolge von zahlreichen Offizieren". Auf dem Festplatz spielte die Stadtkapelle "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" von Beethoven und die vereinigten hiesigen Chöre sangen "Richte Dich auf, Germania!". Dann sprach der frühere hiesige ev. Stadtpfarrer Prof. Dr. Karl Hieber, der spätere Kultusminister und Staatspräsident von Württemberg. Er würdigte Max Schneckenburger, auch als Prophet der deutschen Einigung unter Preußens Führung. Nun wurde Adolf Jahns Germania enthüllt, die "einen erhebenden Eindruck" macht, wie sie "entschlossen zum Schwert greift zur Verteidigung des deutschen Vaterlands", in "edler Einfachheit" ziert die Stirn ein Eichenkranz (Hervorhebung M. Jahn). Nachdem der Festakt mit Geschützfeuer vom Honberg unterstrichen war, folgte die Stadtrundfahrt seiner Hoheit, des Prinzen, der sich "von der gedeihlichen Entwicklung der Stadt überzeugte". Nach dem Mittagessen, bei dem Glückwunschtelegramme der gekrönten Häupter verlesen wurden, folgte der Vorbeimarsch der Kriegervereine vor ihrem Ehrenpräsidenten Prinz von Weimar. Aufstellung war an der "Königsbrücke" (Seltenbachübergang der Königstraße), in der Nähe des Runden Ecks.

Lob für die Sanitätskolonne
Das Presseecho war voll des Lobs über das Einweihungsfest. Festschmuck, Festplatz und Festhalle wurden gelobt, auch das in dieser provisorischen Halle gebotene gute Mittagessen - siehe Schlachthofbericht. Die Meßkircher Zeitung lobte besonders die Tuttlinger Sanitätskolonne (heute sagt man dazu das Rote Kreuz), die ein Haus beim Festplatz als Sanitästhaus eingerichtet und darin viele Besucher berteut habe, denen es bei der glühenden Hitze unwohl geworden sei."

aus: "Die Wacht am Rhein und die Denkmäler im Tuttlinger Stadtgarten" von Robert Allmendinger
Museen der Stadt Tuttlingen, Signatur J 102


Frau Woll vom Museum der Stadt Tuttlingen schickte mir dankenswerterweise das Bild des 1892 aufgestellten und 1918 abgebauten Denkmals und das Bild von der Einweihung des Denkmals, sowie den Text aus dem Stadtführer der Stadt Tuttlingen. Ebenso erlaubte sie die Veröffentlichung des Artikels "Schneckenburger Denkmal die Wacht am Rhein" aus den Tuttlinger Heimatblättern und des Artikels "Die Wacht am Rhein und die Denkmäler im Tuttlinger Stadtgarten", der sich im Besitz der Museen der Stadt Tuttlingen befindet.


Es wurden seinerzeit zahlreiche Postkarten aus Tuttlingen mit unterschiedlichen Ansichten des Denkmals angefertigt.

Eine besonders schöne Postkarte stellte mir Herr Schwarz zur Verfügung.



Max-Schneckenburger-Denkmal-Geb.
aus: "Tuttlingen-Bilddokumente aus den Gründerjahren", Verlag von F. Braun, Tuttlingen
Die Abbildung ist von Gebhard Gagg (1838-1921)


Über seine Heimatstadt Tuttlingen hat Herr Schwarz einen Tuttlinger Heimatblog ins Internet gestellt, in dem neben historischen und aktuellen Stadtansichten- und ereignissen auch der Stadtgarten mit dem Max-Schneckenburger-Denkmal  eine Würdigung findet.



Die ebenfalls besondere Klapppostkarte zu Ehren Max Schneckenburgers enthält neben einer Abbildung des Geburtshauses Max Schneckenburgers auch eine Abbildung des Max-Schneckenburger-Denkmals und des Grabmals, in dem Max Schneckenburger seit 1886 beerdigt ist. Die Postkarte befindet sich in meinem Besitz.

Auf der Rückseite finden sich drei Gedichte.


Postkarte-Tuttlingen-Talheim

Klapppostkarte zum Gedenken an Max Schneckenburger, den Dichter des Gedichtes "Die Wacht am Rhein".
Text zum ersten Bild: Max-Schneckenburger's Geburtshaus. Dichter der "Wacht am Rhein". Geb. den 17. Februar 1819 zu Talheim (Tuttlingen).
Text zum zweiten Bild: Max-Schneckenburger-Denkmal. Eingeweiht zu Tuttlingen den 19. Juni 1892. Gesetzlich geschützt. Verlag v. U. Haag, Photogr., Tuttlingen 1899.
Text zum dritten Bild: Max-Schneckenburger's Grabmal. Gest. den 3. Mai 1849 zu Burgdorf (Schweiz). Überführt nach Talheim den 18. Juli 1886.

Postkarte-Tuttlingen-Talheim-2
Mein Testament.
Wenn ich einmal sterben werde
Weit von meinem Vaterland
Legt mich nicht in fremde Erde
Bringt mich nach dem heim'schen Strand.
Meines Herzens Flamme lodert
Einzig Dir, Germania!
D'rum, wenn einst mein Leib vermodert
Sei mein Staub den Väter'n nah!

Viktor Scheffel's Nachruf.
Schmerzlich hat's Dein Mund gesprochen
Und in trüber Zeiten Gram
Ist Dein treues Herz gebrochen
Eh' der Tag der Freude kam;
Schmerzlich eiltest Du hinüber
In den großen Zeitenlauf,
Ueber Deinem Grabeshügel
Geh'n des Dichters Rosen auf.








Die Wacht am Rhein.
Es braust ein Ruf wie Donnerhall!
Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?
/: Lieb' Vaterland magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!:/

Er blickt hinauf in Himmelsau'n,
Wo Heldenväter niederschau'n,
Und schwört mit stolzer Kampfeslust:
"Du Rhein bleibst deutsch, wie meine Brust."
/: Lieb' Vaterland:/

Durch Hunderttausend zuckt es schnell
Und aller Augen blitzen hell,
Der Deutsche, bieder, fromm und stark,
Beschirmt die heil'ge Landesmark!
/: Lieb' Vaterland:/

So lang ein Tropfen Blut noch glüht
Noch eine Faust den Degen zieht
Und noch ein Arm die Büchse spannt,
Betritt kein Feind hier Deinen Strand.
/: Lieb' Vaterland:/

Der Schwur erschallt, die Woge rinnt
Die Fahnen flattern hoch im Wind:
Am Rhein, am Rhein, am deutschen Rhein,
Wir alle wollen Hüter sein!
/: Lieb' Vaterland:/


Die "Kleine Germania" -Figur in Talheim

Eine Kopie der "Germania"-Figur -die "Kleine Germania"- steht vor dem Max-Schneckenburger-Haus in Talheim (Kreis Tuttlingen), dem Geburtshaus von Max Schneckenburger. Sie hat wohl die Größe der später von der WMF angebotenen Galvanoplastik und wurde ebenfalls 1892 hergestellt. Sie stand zunächst in Stuttgart vor der Liederhalle und kam erst 1931 nach Talheim. Dort stand sie lange Zeit vor dem Rathaus der Stadt. Da das Original an Ansehnlichkeit verloren hatte, entschloss sich die Gemeinde Talheim, eine Kopie der "Kleinen Germania"-Figur herstellen zu lassen. Diese steht jetzt vor dem Geburtshaus des Dichters.

Das Max-Schneckenburger-Haus beherbergt heute das Heimatmuseum der Stadt Talheim.

Er selber ist auf dem Friedhof von Talheim in einer Gruft beigesetzt worden.

Herr Hall, Bürgermeister von Talheim, stellte mir die folgenden Bilder zur Verfügung.





Kleine Germania-1
©Foto: Hall


Kleine Germania-2
©Foto: Hall


Kleine Germania-3
©Foto: Hall


Kleine Germania-4
©Foto: Hall


Germania Denkmal in Sulzfeld, 1895

Eine weitere "Germania"-Figur von Adolf Jahn befindet sich in dem 180 Kilometer weiter nördlich entfernten Sulzfeld im Kraichgau/Baden.

Dort wurde am 1. September 1895 das Sulzfelder "Germania" Denkmal als ein Kriegerdenkmal für den deutsch-französischen Krieg 1870/71 eingeweiht.

Auf der Webseite www.historisches-sulzfeld.de ist eine ausführliche Dokumentation über das Sulzfelder "Germania" Denkmal zu finden.

Es stand bis 1968 vor der evangelischen Kirche in Sulzfeld.

Seit dem Abriss des Denkmals, der aufgrund von innerstädtischen Baumaßnahmen erfolgte, lagert die "Germania"-Figur beschädigt im Keller des Rathauses. Der Sockel steht heute unbeschädigt hinter der evangelischen Kirche.


Auf der Postkarte aus Sulzfeld ist das Sulzfelder "Germania"-Denkmal andeutungsweise zu erkennen.
Die Postkarte befindet sich in meinem Besitz.



Postkarte-Germania-Sulzfeld
Postkarte aus Sulzfeld, von Sulzfeld am 22.Januar 1928 nach Oftersheim geschickt



Die folgende Photographie zeigt die evangelischen Kirche in Sulzfeld mit dem "Germania"-Denkmal. Leider gibt es keine Datums-Angabe.
Die Photographie befindet sich in meinem Besitz.


Germania-Figur-Sulzfeld-2
Photographie der ev. Kirche in Sulzfeld mit der "Germania"-Figur
©Foto Cramers Kunstanstalt KG, Dortmund, Archiv Nr. 366 Gs 69


Den folgenden Artikel mit den beiden Abbildungen erhielt ich von dem Kunsthistoriker Herrn Kurt Moser aus Sulzfeld zugeschickt. Er erlaubte mir eine Veröffentlichung.


"Das Kriegerdenkmal von 1895

Im Jahr 1896 wurde zum 25. Mal des Sieges über Frankreich gedacht. Dieses Jubiläum zog eine Flut von Denkmalstiftungen nach sich. Die Denkmalindustrie expandierte wie nie zuvor. Um die große Nachfrage befriedigen zu können, wurden Denkmäler aus dünnem Bronzeblech, sogenannte Galvanoplastiken, in Serie und auf Vorrat produziert.(1) Bestellungen per Lieferkatalog waren bei großen Firmen (2) die Regel.

Am 15. April 1895 wurde auf Antrag des Militär-Vereins Sulzfeld von der Kirchengemeindevertretung beschlossen, diesem den freien Platz vor der Kirche zur Errichtung eines Kriegerdenkmals zu überlassen. Das Eigentumsrecht der Kirche am Platz blieb aber gewahrt. Pfarrer Purpus hoffte, daß "...derselbe durch dieses Denkmal würdig ausgefüllt wird und (...) aufhört, der Tummelplatz der Dorfjugend und der Sammelplatz der Gänse usw. zu sein."(3)

Von Seiten der Kirchenbauinspektion Karlsruhe bestanden keine grundsätzlichen Bedenken, jedoch sollte das Denkmal den Zugang zur Kirche nicht unnötig erschweren. Nach Ansicht des evangelischen Oberkirchenrats Karlsruhe sollte das Denkmal so weit gegen die Straßenflucht nach Westen verlegt werden, daß eine Ecke seines Umrisses die Straßenkante berührte. Nach Vorlage eines Lageplans mit genauer Angabe der Stellung des Denkmals zur Kirche, dessen Flächenausdehnung (von den geplanten 4 m² Grundfläche entfielen 2,5 m² auf den Grund der Kirche) (4) und seiner Entfernung zur Kirchenstaffel, erteilte der Oberkirchenrat Karsruhe am 25. Mai 1895 die Genehmigung zur Errichtung des Denkmals.(5)

Das Kriegerdenkmal für die Sulzfelder Teilnehmer und Gefallenen im deutsch-französischen Krieg 1870/71 wurde 1895 von der Gemeinde Sulzfeld auf dem Vorplatz der evangelischen Pfarrkirche errichtet und am Sonntag, den 1. September 1895 eingeweiht.(6) Der Festtag begann früh morgens um 6.00 Uhr mit der Tagwache. Um 8.45 Uhr wurde ein Festgottesdienst abgehalten und im Anschluß daran empfing der Militär-Verein Sulzfeld von 11.00 Uhr bis 13.30 Uhr die auswertigen Vereine. Die Einweihung des Kriegerdenkmals wurde verbunden mit dem Bezirksabgeordnetentag der badischen Militär-Vereine. Um 13.00 Uhr trafen sich die Abgeordneten im Sulzfelder Rathaussaal.(7) Der Präsident des badischen Militärvereinsverbandes, General der Infanterie Freiherr von Röder (8), nahm an der Feierlichkeit teil. Um 13.30 Uhr erfolgte die Aufstellung des Festzuges beim Bahnhof. Nachdem der Festzug vor dem Kirchplatz angelangt war, wurde das Denkmal feierlich enthüllt und daran anschließend wurde ein Huldigungstelegramm an "Seine Königliche Hoheit, den Großherzog" abgesandt. Um 21.00 Uhr traf in Sulzfeld die telegraphische Antwort aus Straßburg ein: Der Großherzog bedankte sich beim Vereinsvorsitzenden des Sulzfelder Militär-Vereins, Freiherrn Göler von Ravensburg, und beim Gauvorsitzenden Wittmer für die ihm gewidmete Huldigung und bat, allen Teilnehmern dieser Kundgebung seinne Dank zu übermitteln.(9) Nach Beendigung der Feier marschierten die Teilnehmer in Richtung Festplatz. Ab 20.00 Uhr wurden Festbälle in den Gasthäusern zum Ochsen, Schwanen und im Badischen Hof veranstaltet. Für Montag, den 2. September war eine "allgemeine Volksbelustigung" auf dem Sulzfelder Festplatz vorgesehen.

Das Denkmal war ursprünglich auf allen vier Seiten umgeben von einem gußeisernen Zaun (10) mit einer Tür auf der Westseite, die den Zugang zum Denkmal ermöglichte (Kranzniederlegung an Gedenktagen o. Ä.).(11) Der Sandsteinsockel (12) mit den Namen der Kriegsteilnehmer trug eine Germania (13) (Galvanoplastik aus Bronzeblech). Eine identische Germania ist in 8401 Wiesent erhalten.(14) Diese trägt auf dem Sockel die Inschriften "Jahn" und "Kunstanstalt für galvanoplastische Bronzen München".(15) Eine weitere Germania ist in Memprechtshofen bei Achern erhalten. Sockelaufschrift: "Galvanoplastische Kunstanstalt, Geislingen".

Die überwiegende Zahl der Germaniadenkmäler wurde im ersten Nachkriegsjahrzehnt (1871-81), in der Projektierungs- und Erbauungszeit der Germania auf dem Niederwald bei Rüdesheim (1871-1883, Grundsteinlegung 1877) errichtet. In den folgenden Jahrzehnten war dieser Denkmaltyp seltener.(16)

Im Zuge der Umgestaltung des Kirchenvorplatzes im Jahre 1968 wurde das Kriegerdenkmal von 1895 entfernt. Der Denkmalsockel aus gelbem Sandstein steht heute auf der Ostseite des alten Friedhofs...

Anmerkungen:

1 Lurz, Meinhold: Kriegerdenkmäler in Deutschland, Einigungskriege, Band 2, Heidelberg 1985, S. 149.

2 Firma Gladenbeck, Friedrichshagen / Berlin, Firma Scheffler und Walcker, Berlin. Galvanoplastische Kunstanstalt, Geislingen / Steige (WMF) u. a.

3 Archiv des Ev. Oberkirchenrats in Karsruhe, AZ. Sp A 12275.

4 Zu den tasächlich ausgeführten Maßen s. u.

5 Archiv des Ev. Oberkirchenrats in Karsruhe, AZ Sp A 12275.

6 Das Festprogramm ist abgedruckt in : Eppinger Volksbote, Submissions- und Allgemeiner Anzeiger für den Elsenz- und Kraichgau, 31. August 1895. Archiv der Stadt Eppingen.

7 Das alte Rathaus wurde im September 1980 abgetragen.

8 Kremer, Hans-Jürgen: Die Krieger- und Militärvereine in der Innenpolitik des Großherzogtums Baden (1870-1914), Ein Beitrag zu den organisatorischen Grundlagen und der gesellschaftspolitischen Bedeutung des militärischen Denkens. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 133 Band (Der neuen Folge 94. Band), herausgegeben von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Stuttgart 1985, S. 307: General Freiherr Röder v. Diersburg führte den Badischen Militärvereinsverband von 1892 bis 1902.

9 Eppinger Volksbote vom 7. September 1895. Archiv der Stadt Eppingen.

10 Heute nicht mehr erhalten.

11-14 Abbildungen

15 Die Information verdanke ich Herrn Peter Lutz in Wiesent

16 Abshoff, Fritz: Deutschlands Ruhm und Stolz. Unsere hervorragenden vaterländischen Denkmäler in Wort und Bild, Berlin 1904."


Sulzfeld-Denkmal
Sulzfeld-Sockel



aus: Kurt Moser M. A., Kunsthistoriker, Sulzfeld, "Das Kriegerdenkmal von 1895"
 © Foto des Denkmals: Helmut Dinkel, Sulzfeld
© Foto des Sockels: Kurt Moser, Sulzfeld



Kriegerdenkmal 1870/71 in Memprechtshofen, Baden, 1906


Auch in Memprechtshofen, einem Ortsteil der Stadt Rheinau in Baden, wurde die "Germania"-Figur von Adolf Jahn für das am 27. Mai 1906 eingeweihte "Kriegerdenkmal 1870/71" ausgewählt.

Der Verein für Ortsgeschichte Memprechtshofen e.V. hat ein Bild des Denkmals auf seiner Website veröffentlicht.

Abbildungen des Denkmals findet man auch auf Postkarten aus Memprechtshofen.

 



Germania-Denkmal-Memprechtshofen
Photographie des Kriegerdenkmals 1870/71 in Memprechtshofen mit "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Foto: Verein für Ortsgeschichte Memprechtshofen e.V.



Kriegerdenkmal 1870/71 in Wiesent, Landkreis Regensburg


Am Schlossplatz in Wiesent steht ein Kriegerdenkmal mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn.

Nach Auskunft der Gemeinde Wiesent sind weder bei der Gemeinde Wiesent noch beim Kriegerverein Wiesent weitergehende Informationen vorhanden.

Das Kriegerdenkmal ist zu einem Denkmal nicht nur für den Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871, sondern auch für die folgenden Kriege 1914-1918 und 1939-1945  geworden.

Die Gemeinde Wiesent stellte mir freundlicherweise die folgenden ersten beiden Photographien des Denkmals zur Verfügung. Auf der offiziellen Website der Gemeinde Wiesent bei Wikipedia kann man eine weitere Abbildung des Dorfplatzes in Wiesent mit dem Kriegerdenkmal finden.

Die dritte Photographie wurde von dem Kunsthistoriker Herrn Kurt Moser aufgenommen und mir zur Verfügung gestellt.




Germania-Wiesent-1
Germania-Wiesent-2
Photographien des Kriegerdenkmals in Wiesent, Landkreis Regensburg mit "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Fotos: Gemeinde Wiesent
Germania-Wiesent-4
Photographie der "Germania"-Figur von Adolf Jahn, Kriegerdenkmal in Wiesent, Landkreis Regensburg
©Foto: Kunsthistoriker Kurt Moser



Kriegerdenkmal 1870/71 in Dorum, Gemeinde Wurster Nordseeküste, Landkreis Cuxhaven, 1898


Auf dem Marktplatz von Dorum steht ein Kriegerdenkmal zum Gedenken an den Krieg 1870/71 mit der "Germania"- Figur von Adolf Jahn.

Nach Auskunft des ersten Gemeinderates Herrn Bokeloh ist diese Figur allerdings eine Nachbildung. Das Original befindet sich im Deichmuseum in Dorum, in der Poststraße 16.


René und Peter van der Krogt haben auf ihrer website "Staues- Hither & Thither" eine Sammlung von Abbildungen von Denkmälern in den Niederlanden und anderen Ländern zusammengetragen. Auch das Denkmal in Dorum ist dort zu finden. Sie haben mir erlaubt, Ihre schönen Bilder vom Denkmal in Dorum hier zu veröffentlichen.



Germania-Figur in Dorum-1
Photographie des Kriegerdenkmals in Dorum Landkreis Cuxhaven mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Foto: René & Peter van der Krogt
Germania-Figur in Dorum-2
Photographie des Kriegerdenkmals in Dorum Landkreis Cuxhaven mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Foto: René & Peter van der Krogt
Germania-Figur in Dorum-3
Photographie des Kriegerdenkmals in Dorum Landkreis Cuxhaven mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Foto: René & Peter van der Krogt
Germania-Figur in Dorum-4
Photographie des Kriegerdenkmals in Dorum Landkreis Cuxhaven mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Foto: René & Peter van der Krogt
Germania-Figur in Dorum-5
Photographie des Kriegerdenkmals in Dorum Landkreis Cuxhaven mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Foto: René & Peter van der Krogt
Germania-Figur in Dorum-6
Photographie des Kriegerdenkmals in Dorum Landkreis Cuxhaven mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Foto: René & Peter van der Krogt
Germania-Figur in Dorum-7
Photographie des Kriegerdenkmals in Dorum Landkreis Cuxhaven mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Foto: René & Peter van der Krogt
Germania-Figur in Dorum-8
Photographie des Kriegerdenkmals in Dorum Landkreis Cuxhaven mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Foto: René & Peter van der Krogt





Es gibt auch einige Postkarten aus Dorum mit Abbildungen des Denkmals.


Postkarte-Germania-Dorum
Postkarte aus Dorum, von Dorum am 11.02.1901 nach Neuhaus a. d. Oste geschickt

Die Postkarte befindet sich in meinem Besitz.


Vom Ortsheimatpfleger Herrn Köthe erhielt ich den folgenden Artikel der Wurster Nachrichten vom 14. Mai 1898 zur Grundsteinlegung des Kriegerdenkmals in Dorum:


"Grundsteinlegung des Kriegerdenkmals in Dorum am 12. Mai 1898

Quelle: Wurster Nachrichten vom 14. Mai 1898

Zur Grundsteinlegung es hier zu errichtenden Kriegerdenkmals versammelte sich vorgestern das Denkmal-Komitee im Wurster Hof. Es hatten sich dazu noch verschiedene Herren aus dem ganzen Lande Wursten eingefunden. Am 18. August 1895 fand bereits ein Fest zum 25. Jahrestag des Sieges im großen Krieg 1870/71 statt. Die Beteiligung an dem Feste war so stark, dass man die Rechnung über dasselbe trotz der bedeutenden Ausgaben, welche es verursachte, mit dem Überschuss von 118,15 Mark abschließen konnte. Das Fest-Komitee, bestehend aus den Herren Amtsgerichtssekretär Bruns, Schneidermeister Fölkel, Lehrer Hünken, Wegbauaufseher Knopp, Tierarzt Luther, Gemeindevorsteher Mangels, Auktionator Oldendorff, Hofbesitzer J. Ringe, Th. Schölermann, Kaufmann Siebern, Zimmermeister Fr. Stürken, Rentier Tettenborg, Apothekenbesitzer Thiele und dem Schreiber dieses Artikels, Lehrer König, sämtlich in Dorum beschloss am 25. Oktober 1895 den Versuch zu machen, eine derartige Verstärkung obiger Summe herbeizuführen, damit ein Kriegerdenkmal für den Bezirk des vormaligen Amtes Dorum errichtet werden könne, und erweiterte sich durch Zuwahl folgender Herren aus den erwähnten Bezirken: Hermann Döscher in Altenwalde, Rud. Heuer in Spieka, Joh. Nicolei in Spieka-Neufeld, Lehrer Somfleth in Knill, Th. bFrey in Nordholz, Franz Wilkenss, Landtagsabgeordneter, Heinrich Eberhardt in Cappel, W. Siats in Cappel-Neufeld, Joh. Meincke in Midlum, Erich von Lehe in Padingbüttel, Julius von der Osten in Misselwarden, Eduard Lübs in Mulsum, Friedrich Brandt in Wremen, Karl Jürgens in Dingen, Tyark Brinkama in Weddewarden und Johann Eden in Holßel. Dieses Denkmalkomitee machte sich das oben erwähnte Denkmalprojekt in seiner 1. Sitzung am 17. Dezember 1895 zu eigen und stellte sich damit die Aufgabe, Mittel zu beschaffen, um ein Krieger-Denkmal im vormaligen Amte Dorum errichten zu können. Dasselbe sollte, dies war der leitende Gedanke des Komitees, uns und der Nachwelt verkünden, wie Großes der allmächtige Gott in dem gewaltigen Kriege von 1870/71 an unserem Volk getan hat, indem er es gelingen ließ, den Feind niederzuwerfen und die lange ersehnte Einheit seiner Stämme unter einem Kaiser wieder zu gewinnen; es soll uns und die Nachwelt erinnern an die großen Opfer an Leben und Gesundheit, Hab und Gut, welche unsere Vätern und Brüder in dem furchtbaren Kampfe dem Vaterlande gebracht haben; es soll uns und die Nachwelt daher mahnen, immerdar unserem Gott treu zu bleiben und auch allzeit treu zu sein in der Erfüllung aller Pflichten, welche das Vaterland von uns bzw. von ihr verlangen wird. Auf diese Weise soll das Denkmal Gottesfurcht und Vaterlandsliebe wecken, fördern und pflegen in den Herzen aller, die es betrachten werden und so mitbauen an jenen beiden Säulen, auf denen das Wohl sicher ruht.

Um nun Mittel für die Ausführung des Planes zu gewinnen, wurde vom Komitee bestimmt, die Gesangsvereine des Bezirks zu bitten, Konzerte zum Besten des Denkmals zu geben, die Krieger- und Turnvereine des vormaligen Amts Dorum und den Verein der Wurster in New York um Gaben für dasselbe anzusprechen, eine Lotterie und eine Haussammlung für den Denkmalfonds zu veranstalten.

Herr Eberhardt trat in der erwähnten Sitzung vom Komitee zurück und für ihn wurde Herr Ernst Wilckens, Midlum gewonnen. Außerdem verstärkte sich das Komitee durch die Wahl des Herrn W. Hörmann, Wremen. Einige andere Veränderungen im Komitee traten weiterhin ein. Im Sommer 1896 schied Herr Siats auf eigenen Wunsch aus; im Herbst desselben Jahres verloren wir in Herrn Lübs ein eifriges Mitglied durch den Tod. Für ersteren wurde Herr Erwin Icken, Cappel-Neufeld, für letzteren Herr Heinz Klenck, Mulsum Mitglied des Komitees. Am 1. April 1898 verließ mit seiner Versetzung nach Schievelbein (Pommern) Herr Wegemeister Knoop, der uns ein sehr geschätzter Kollege war, das Komitee.

Nach der ersten Sitzung des Denkmalkomitees begann nun alsbald eine rege Tätigkeit, um Geld für das projektierte Denkmal zusammenzubringen. In welchem Maße die einheimischen Vereine die an sie gerichtete Bitte nachkamen, weist eine bestehende Zusammenstellung näher nach. Besonders erwähnt soll werden, dass der Geestemünder Männergesangsverein sich aus eigenem Antrieb anbot, in Dorum ein Konzert zum Besten des Denkmals zu geben.

Im Grundstein sind niedergelegt:

1. Eine kurze Geschichte des Denkmals

2. Eine Übersicht über die Einnahmen

3. Ein Verzeichnis der Männer aus dem vormaligen Amt Dorum, die während des Krieges von 1870/71 dem Heeer und der Marine angehört haben,

4. verschiedene hiesige und auswärtige Zeitungen."


Kriegerdenkmal 1870/71 in Hirschberg-Großsachsen, Gemeinde Hirschberg an der Bergstrasse von 1899


In der Nähe der evangelischen Kirche in Großsachsen steht das Kriegerdenkmal mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn, das am 7. Mai 1899 für die Teilnehmer des Krieges 1870/71 als ein ehrendes Andenken eingeweiht wurde.

Herr Würtemberger vom Bürgermeisteramt Hirschberg stellte mir die folgenden Bilder zur Verfügung. Das Bild von der Einweihung stammt aus dem Jahr 1899.

Den ausführlichen Bericht über das Kriegerdenkmal hat der Verfasser der Ortsgeschichte Hirschberg a. d. B. Herr Rainer Gutjahr verfasst.




Germania-Hirschberg-2
Photographie des Kriegerdenkmals in Hirschberg-Großsachsen mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Foto:Gemeinde Hirschberg a.d.B.
Germania-Hirschberg-3
Photographie des Kriegerdenkmals in Hirschberg-Großsachsen mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Foto:Gemeinde Hirschberg a.d.B.
Germania-Hirschberg-4
Photographie des Kriegerdenkmals in Hirschberg-Großsachsen mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Foto:Gemeinde Hirschberg a.d.B.
Germania-Hirschberg-5
Photographie des Sockels des Kriegerdenkmals in Hirschberg-Großsachsen mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn
©Foto:Gemeinde Hirschberg a.d.B.
Germania-Hirschberg-6
Photographie der Einweihung des Kriegerdenkmals in Hirschberg-Großsachsen mit der "Germania"-Figur von Adolf Jahn am 7. Mai 1899
©Foto:Gemeinde Hirschberg a.d.B.


" Das Kriegerdenkmal für 1870/71 in Großsachsen an der Bergstraße

(Auszug aus dem Manuskript zur Ortsgeschichte von Hirschberg an der Bergstraße)

Text: Rainer Gutjahr, Karlsruhe.

Den Anstoß zur Errichtung eines Denkmales für die Teilnehmer am Krieg von 1870/71 gab der recht rührige Großsachsener Kriegerverein. Sein Verwaltungsrat richtete Mitte April 1898 ein Gesuch an den „verehrlichen Gemeinderat“ zu Großsachsen, „die Errichtung eines Kriegerdenkmals in Großsachsen betreffend“. Im „Bittgesuch zur gütigsten Berücksichtigung“ erinnerten die Bittsteller daran, dass überall im Deutschen Reich und sogar darüber hinaus „patriotisch gesinnte Männer“ zum ehrenden Andenken an die „siegreichen Jahre“ von 1870/71 „ihren tapferen Veteranen“ Denkmäler errichtet hätten.“ Es sei die Zeit nicht fern, in der „jedes Dorf“ ein Denkmal besitzen werde, „als ewiges Gedenkzeichen aus ernster schwerer Zeit, zum Ruhme unserer deutschen Armee, zur Nacheiferung für unsere jungen Soldaten“. Auch in Großsachsen sei in letzter Zeit die „Denkmalsfrage“ bei „patriotischen Festlichkeiten zur Tagesfrage erhoben“ worden. Der Wunsch aller „hiesigen Patrioten“ gehe nun dahin, den Gemeinderat zu ersuchen, „ein Comité zu bilden, welches die weiteren Schritte zur Errichtung eines Kriegerdenkmals“ zu unternehmen hätte und dem „von hiesiger Einwohnerschaft die nöthigen Mittel im Gedenken an jene schwere Zeit von 1870/71 gern und in entgegenkommender Weise gespendet“ würden. Offenbar fand dieses Ersuchen Gehör beim Gemeinderat. Mit Datum vom 14. Dezember 1898 genehmigte das Bezirksamt eine Haussammlung, um die Mittel zur Errichtung eines Denkmales aufzubringen. Tatsächlich schritt die Verwirklichung des Vorhabens schnell voran.

Gemeinderat und Kriegerverein konnten im Frühjahr 1899 Großherzog Friedrich zur Einweihung des Denkmals einladen. Der Landesvater ließ sich am 1. April 1899 durch das Geheime Kabinett für die Einladung bedanken und gleichzeitig mitteilen, dass er sich noch nicht in der Lage sehe, eine Entscheidung bekannt zu geben. Die Einweihung des Denkmals erfolgte am Sonntag, den 7. Mai 1899; die Straßen des Ortes waren aus diesem Anlass mit Fichten und Birkenreis geschmückt.

Die ausführliche Berichterstattung im „Weinheimer Anzeiger“ lässt den Ablauf des wahrlich nicht klein geratenen Festes nachzeichnen und zeigt den gesellschaftlichen wie politischen Stellenwert dieser patriotischen Veranstaltung. Um die notwendige Sperrung der Landstraße, die Ausweisung einer Umleitungsstrecke, die Verlängerung der Polizeistunde sowie der Öffnungszeit der ortsansässigen Kaufleute und um die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung insbesondere während des Festaktes am Denkmal kümmerte sich das Bezirksamt, dem zusätzlich herbei kommandierte Gendarmeriemannschaften zur Verfügung standen. Dank dieser Vorkehrungen nahm die Enthüllungsfeier dann auch „einen schönen und würdigen Verlauf“. So sah es wenigstens die Presse.

„Böllerschüsse und Glockengeläute leiteten am Vorabend wie in früher Morgenstunde die Enthüllungsfeier ein“. Den passenden Rahmen zu den Einweihungsfeierlichkeiten lieferte der gleichzeitig in Großsachsen stattfindende „Gaukriegertag“ des Militärgauverbandes der Bergstraße. Die Meldung, dass der Großherzog seine Teilnahme zugesagt habe, sorgte im Vorfeld wohl für eine besondere Attraktivität. Main-Neckar-Bahn und Nebenbahn gewährten den Teilnehmern, die sich durch das Militärverbandsabzeichen ausweisen konnten, Fahrpreisermäßigung; zusätzlich setzte die Nebenbahn Sonderzüge von Weinheim und Heidelberg nach Großsachsen und zurück ein. Tatsächlich erschien der Großherzog dann doch nicht in Person; sozusagen als sein Stellvertreter nahm dafür der Präsident des Landesverbandes der Militärvereine, der General Röder von Diersburg, an der Feier teil. Der Weinheimer Krieger-Verein empfing ihn am Weinheimer Bahnhof der Main-Neckar-Bahn, wo die „Chaisen“ für die Weiterfahrt des hohen Herrn nach Großsachsen bereit standen. Der Vormittag war zunächst dem Festgottesdienst mit „einer trefflichen Rede unseres Pfarrers“ gewidmet, der sich in seinen Worten auf den Weihespruch Salomons „Bis hierher hat uns der Herr geholfen“ bezog. Die Tagung des Gaukriegertages im Schulhaus und das Festessen im „Zähringer Hof“ schlossen sich an. Zu den „schmetternden Marschweisen“ der Heidelberger Bataillonsmusik [ II. Bataillon des Grenadier-Regiments 110] bewegte sich am Nachmittag dann der Festzug durch die nördliche Landstraße zum Denkmal; an der Spitze des Zuges marschierte eine Abteilung der Großsachsener Feuerwehr „in ihrer kleidsamen Uniform“; eingereiht in den Zug waren auch 60 Ehrenjungfrauen in weißen Kleidern mit schwarz-weiß-roten Schärpen, ferner der Gesangverein und der Turnverein. Unter den 35 auswärtigen Kriegervereinen „fielen besonders der von Weinheim und Mannheim in’s Auge; mit dem Kriegerverein von Weinheim marschierte die Sanitätskolonne in Uniform, die aber glücklicher Weise während des ganzen Festes nicht in Thätigkeit zu treten brauchte, und der Militärverein von Mannheim hatte eine Abtheilung seiner Schützen mitgebracht, die bei dem Enthüllungsakt drei exact ausgeführte Salven abgaben.“ Der Vorbeimarsch der Vereine vor „Seiner Excellenz, dem General Röder von Diersburg“ wird als „tadellos“ bezeichnet. Für den Kriegerverein begrüßte Jakob Bargeld die Versammelten und schloss mit einem „Hoch“ auf den Großherzog. Anschließend übernahm Bürgermeister Schmitt „das Denkmal in den Schutz der Gemeinde und gab das Zeichen zur Enthüllung. Unter Böllerschüssen, Salven und Glockengeläute fiel die Hülle und das herrliche Denkmal zeigte sich in seiner vornehmen Schönheit den entzückten Blicken der zahllosen Menge“. Für die Festrede zeichnete Fabrikant Carl Feder [Presshefefabrik Großsachsen] verantwortlich. Der vielfach gefragte Festredner verwies auf die Kräfte, die der Krieg erweckt habe, er lobte die Tatkraft der Feldherren und pries die Wohltaten, die der siegreiche Krieg gebracht habe. Das Loblied auf König Wilhelm von Preußen – Kaiser Wilhelm I., durfte ebenfalls nicht fehlen. An die „Veteranen von Großsachsen“ gewandt, sagte Feder, sie seien „tapfer und hingebend unter die Fahnen getreten“, als Deutschland sie gerufen habe. “Ihnen gilt die heutige Feier. Ihnen zu Ehren haben ihre Mitbürger dies Denkmal hier aufgebaut, das dauern soll, wenn wir Alle längst von hinnen gegangen. Auch Sie dürfen mit Stolz zurückblicken auf die Dienste, die Sie dem Vaterland geleistet; auch Sie haben Anteil an dem Ehrenkranz, den ein dankbares Volk seinen Söhnen um die Stirne windet. Feder beendete seine Ansprache mit einer Huldigung an Kaiser Wilhelm II., die in dem Ruf „Es lebe der Kaiser“ gipfelte. Die Schlussworte der Einweihungsfeier sprach der Vorsitzende des Kriegervereins Flößer. „Der wohlgelungene und erhebende Enthüllungsakt“ schloss „mit dem Gesang des Liedes ‚Deutschland, Deutschland über alles!’“. Anschließend musizierte die Bataillonsmusik noch auf dem „Denkmalsplatz“, bevor sie sich abends zu den Festbällen in der „Krone“, im „Löwen“ und im „Lamm“ aufteilte. Zum Frühschoppen und am Nachmittag des folgenden Montags erneut spielte erneut die Militärmusik im“ Zähringer Hof“ auf.

Einen Fehlbetrag von 672 Mark und 70 Pfennigen für die Errichtung des Denkmals übernahm die Gemeinde durch Beschluss des Gemeinderats im November 1899.

1911 plante der Gemeinnützige Verein unter seinem Vorsitzenden, dem Kronenwirt und „Hotelier“ Friedrich. Ernst, „den Kriegerdenkmalsplatz (Häuselplatz) als Verschönerungs-Anlage des Ortes herzustellen“ und bat Mitte April des Jahres Bürgermeisteramt und Gemeinderat um eine diesbezügliche Genehmigung. Gleichzeitig erbat der Verein Mitteilung darüber, „ob wir die noch bestehende Leitung des seinerzeit laufenden Brunnen(s) hierzu verwenden können.“ Der Gemeindrat willigte in das Vorhaben ein, eine „sinn- und zweckentsprechende Anlage“ am Kriegerdenkmal zu erstellen und forderte den Gemeinnützigen Verein auf, den Plan hierzu nach seiner endgültigen Fertigung zur Genehmigung vorzulegen. Auch die Leitung des früheren Brunnens könne, soweit sie überhaupt noch vorhanden sei, evtl. benutzt werden.

Aufgrund des Mangels an Buntmetall zu Rüstungszwecken drohte gegen Ende des Ersten Weltkrieges der Denkmalfigur der „Germania“ das Schicksal der bereits zum Einschmelzen abgelieferten Großsachsener Kirchenglocken und der Rathausglocke. So sah sich der Gemeinderat im April 1918 genötigt, „die Figur des Kriegerdenkmals auf Anforderung des Kriegministeriums – mit Androhung der Enteignung – um den Höchstpreis der Bronze bzw. Kupfer zur Abgabe anzumelden.“ Möglich, dass die Behörden angesichts der Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung auf die Entfernung eines patriotischen Denkmals verzichteten; wie auch immer, die „Germania“ überstand sowohl diesen Krieg als auch die Metallsammelaktionen während des Zweiten Weltkrieges. Sie verließ ihren Platz im Jahre 2008 nur vorübergehend zu einer Erneuerung des Sockels."

aus: Auszug aus dem Manuskript zur Ortsgeschichte von Hirschberg an der Bergstraße; Text: Rainer Gutjahr, Karlsruhe.


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