Adolf
Ferdinand Walter Jahn wurde am 17.12.1858 als jüngstes von drei Kindern
des
Ehepaares Carl Wilhelm und Catharina Friederike Wilhelmine Jahn in
Stettin geboren. Der Vater Carl Wilhelm stammte aus Crossen
an der Oder und war dort 1820
als Sohn des Tuchfabrikanten Christian Jahn zur Welt gekommen. Er war
Kaufmann (Zeughändler) und hatte eine Tuch- und Herren- Garderobe-
Handlung in der Raifschlägerstr. 3 in Stettin. Gleichzeitig war er
Agent der F.-V.-Ges. "Colonia" und der Berliner
Lebens-V.-Gesellschaft. |
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Christian Jahn mit seiner Frau, Großeltern von Adolf Jahn väterlicherseits. | |
Die Mutter Catharina Friederike Wilhelmine war
1825 als Tochter von Joachim Friedrich Burchard geboren und stammte aus
Berlin. Gemeinsam lebten sie in Stettin. |
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Joachim Friedrich Burchard mit seiner Frau, Großeltern von Adolf Jahn mütterlicherseits. | |
Catharina Friederike Wilhelmine malte. Eines ihrer Bilder ist
erhalten. Es zeigt, dass sie über
künstlerische Fertigkeiten und Erfahrungen verfügt haben muss. Dieses
Bild scheint ein Motiv aus dem "Kaufmann von Venedig", eine Komödie von
William Shakespeares, zu sein und Shylock mit seiner Tochter
Jessica darzustellen. Es
ähnelt einem Gemälde von Maurycy Gottlieb
(1856-1879). |
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Gemälde von Catharina Friederike Wilhelmine Jahn. | |
Adolf
Jahn hatte eine ältere Schwester, Henriette
Friederike Wilhelmine, die
am 19.04.1855 geboren wurde und am 06.08.1856 an Gehirnentzündung starb
und einen älteren Bruder, Carl Wilhelm
Adolf, der am 11.02.1857
geboren wurde. Carl Wilhelm Adolf Jahn wurde
Kunstgärtner und lebte mit seiner Familie ebenfalls in Berlin. |
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Carl und Adolf Jahn | |
Carl und Adolf Jahn, die Photographie entstand im April 1869 | |
Die Mutter von Adolf Jahn verstarb nach seiner Geburt an Kindbettfieber. Der Vater lebte mit den beiden Söhnen weiter in Stettin. 1868 verstarb auch der Vater. Die beiden Söhne Carl und Adolf wuchsen dann bei der Schwester des Vaters, Friederike Caroline Jahn auf, die 1838 Carl Gotthilf Eduard Scholz geheiratet hatte und mit ihrer Familie ebenfalls in Stettin lebte. |
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Friederike Caroline Scholz geb. Jahn, die Schwester von Carl Wilhelm Jahn. Die Photographie entstand im März 1869. | |
Carl Jahn | |
Adolf Jahn besuchte zunächst die Gewerbeschule in Berlin. Mit
neunzehn Jahren
wurde er an der Königlichen Akademischen Hochschule für die bildenden
Künste zu Berlin aufgenommen, wo
er von 1877 bis 1881 Bildhauerei u.a. bei Albert
Wolff und bei Fritz Schaper
studierte. Er erhielt während der Studienzeit immer wieder
Auszeichnungen. Später wurde er vom König
von Württemberg mit der Goldenen
Medaille für Kunst und
Wissenschaft am Bande des Friedrichsordens ausgezeichnet. In den Jahren
1882 bis 1884 war er in Wien Schüler bei den Bildhauern Anton
Schmidgruber und Viktor Oskar Tilgner.
In dieser Zeit lernte er seine spätere Frau Emilie Beata Porsch kennen.
Er kehrte nach Berlin zurück
und arbeitete in den Ateliers von Max Kruse,
Peter
Breuer
und Joseph
Kaffsack.
Adolf Jahn übernahm auch selber Lehrtätigkeiten, 1885 an der königlichen Fachschule der Matallindustrie in
Iserlohn und ab 1892 an der Technischen Hochschule
Berlin-Charlottenburg im Fach Bildhauerei
gemeinsam mit Otto
Geyer. Lilli Wislicenus-Finzelberg, geboren am 5.11.1872 in Andernach, gestorben am 14.12.1939 in Berlin war dort Schülerin von Otto Geyer und Adolf Jahn. Else Fürst, Bildhauerin und Medailleurin, geboren 25.7.1873 in Leipzig, gestorben am 19.4.1943 im Ghetto von Theresienstadt, war vor ihrem Studium an der Akademie Julian in Paris, wo sie Meisterschülerin von Denys Puech war, Schülerin von Adolf Jahn in seinem Berliner Atelier. |
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Adolf Jahn | |
Am 08.12.1890 heiratete Adolf Jahn in Wien Emilie Beata
Porsch. Er hatte sie bei seinem Aufenthalt in Wien kennengelernt und
1884 eine Büste von ihr geschaffen. |
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Emilie Bertha Jahn geb. Porsch | |
"Daß es wirklich so ist, wie ich voraus gesetzt habe, dass Sie sich nur schwer an Berlin gewöhnen können, thut mir aufrichtig leid, aber es erstaunt mich nicht. Sie sind der Inbegriff dessen gewesen, was man in der guten alten Zeit unter einer 'Wienerin' verstanden hat und Ihrem warmen Herzen mussten die kühlen Berliner innerlich ewig fremd bleiben. Desto glücklicher macht es mich zu hören, dass Sie einen guten, lieben Mann haben und ein freundliches, liebes Heim. Dann lässt sich das andere doch leichter bekämpfen und verwinden mit der Zeit. Ich wüsste gern so vieles über Sie und Ihr neues Leben, liebe Frau Jahn! Haben Sie sich denn leicht in die Hausfrauenpflichten gefunden und in das Kochen, das Sie doch gewiß selber besorgen, nicht? Fehlt Ihnen nicht die alte liebgewordene Beschäftigung, das Nähen? Und was hören Sie denn von Ihrer lieben Schwester aus Wien?" (24.4.1891) |
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Adolf Jahn | |
Am 26.11.1893 wurde der einzige Sohn Walter Hugo Otto in
Berlin geboren.
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Walter Hugo Otto Jahn (1893-1959) | |
Am 29.06.1902 starb Marie, Emilies Schwester, was für Emilie einen großen Verlust bedeutete. 1904 nahm Adolf Jahn an der dritten
Weltausstellung in den USA, die in St. Louis/ Missouri stattfand,
im Fach Bildhauerei teil. |
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Adolf, Emilie und Sohn Walter | |
Am 13.06.1905 starb seine Frau Emilie nach
langer Krankheit. |
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Großeltern Adolf Jahn, Ferdinand, Walter, geb. am 17. Dezember 1858 in Stettin. Emilie geborene Porsch, geb. am 24. April 1858 zu Znaim in Mähren, gest. am 13. Juni 1905 in Schöneberg-Berlin. Emilie, Walter und Adolf. Diese Seite stammt aus dem "Unseres Kindes Leben-Buch" meines Vaters, Eckart-Rüdiger. |
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"Mein lieber Herr Jahn, Mein herzliches Beileid zu Ihrem
großen
Verlust. Nicht überraschend kam mir die Todesanzeige, schon im vorigen
Jahr sah ich, dass der grausame Würger 'Tod' sein Opfer mit seinen
Krallen festhielt. Ich glaube, langsam war das Sterben Herzbrecher, das
Leiden mit anzusehen
und zu wissen, keine menschliche Hilfe und nicht die treueste Liebe und
Pflege vermag das teure Leben zu erhalten. Drei Menschen, die sich so
liebten wie Sie, wie werden die beiden Überlebenden die Trennung
ertragen? ...Vergessen werden Sie die teure Tote nicht, wie hat diese
Frau ihre Familie geliebt und mit Kosenamen überschüttet, sie hat viel,
sehr viel Liebe gegeben und danken Sie auch Gott, mein Lieber, für das
Glück, die langen Jahre ein solches Kleinod besessen zu haben. Viel
haben Sie verloren, aber das teure Vermächtnis, ihren Sohn, richten Sie
sich an dem jungen Stamme auf und erziehen Sie denselben im Sinne der
verstorbenen Mutter. Stets in alter Freundschaft Ihre ergebene Anna
Mochow" (Juni 1905) 1906 zog Adolf Jahn mit seinem Sohn nach Berlin-Wilmersdorf. |
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Emilie und Walter, die Photographie entstand Weihnachten 1901. | |
1904 schuf Adolf Jahn im Auftrag von Herrmann Wilhelm
Malcomess die Figur
einer Trauernden für das Grabmal seiner verstorbenen Frau Olga Malcomess
geb. von Zieten.
1906 schuf er einen weiblichen Akt, den er "das
Schicksal" nannte
und die Büste von Karl Schrader, den
Initiator und Mentor der Berliner
Baugenossenschaft. Laut der Sterbeurkunde aber
war er nicht ein zweites Mal verheiratet. Zurückgekehrt aus den USA überraschte ihn in Berlin die freudige Mitteilung, dass sich in der Zwischenzeit die "Nathan"-Figur aufgrund des neuen Verfahrens des 'Pyrochrom' der Bronzegießerei Gladenbeck gut verkaufte. Adolf Jahn bezog eine neue Wohnung in Berlin-Wilmersdorf, sein neues Atelier hatte er nun in der Würzburgerstrasse, ebenfalls in Berlin-Wilmersdorf. 1910 gestaltete Adolf Jahn den Baltzer-Brunnen
in
Nordhausen/ Harz, das
Relief "Die Arbeit" wird 1910 in der
Jubiläumsschrift der Juristischen
Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin abgebildet, 1911
entsteht die Grabfigur "die Trauer" für
das Familiengrab der Familie Max Roesler im
oberfränkischen Bad Rodach. |
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Adolf Jahn in seinem Atelier, vermutlich in der von-der-Heydtstrasse in Berlin-Schöneberg. | |
Parallel stellte der Künstler immer
auch Büsten als Auftragsarbeiten her. "Sehr verehrter Herr, liebenswerther Meister, empfangen Sie
herzlichsten Dank für Ihren Glückwunsch zu 1.1.1895 und ebenso
herzliche
Erwiderung derselben...Zu diesem aufrichtigen Wunsch werde ich in
Dankbarkeit durch das viele Lob gedrängt, das Ihre Arbeit an meiner
Büste von so vielen gespendet wird. Wie`s die Leute objektiv sehen und
vergleichen, so kann ich es ja nicht. Aber wie es es empfinde, so
können`s jene wieder nicht, denn mit welcher Liebe und Hingebung Sie an
dem Bild gearbeitet haben, das habe ich nur erahnt und meine Familie
fühlt mir die Dankbarkeit nach, mit Pietät. Neulich war bei meiner
Tochter sehr große Gesellschaft, ein Ball. Die versammelt waren, kennen
mich
alle. Einstimmig bewunderten alle, wie vortrefflich Ihnen das Werk
gelungen ist...Ihr treuergebener Kristeller, Geheimrat." (Berlin Jan.
1895) |
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Adolf Jahn in seinem Atelier. Er arbeitet gerade an der Figur "Mutterliebe". | |
Von 1915 bis 1918 war der Sohn Walter im Krieg. Es bestand
ein reger und
liebevoller Briefwechsel zwischen Vater und Sohn, die Briefe des Sohnes
sind größtenteils erhalten. |
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Adolf Jahn mit seiner Schwiegertochter. |
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Walter und Elsa zogen nach Halle/Saale, wo am 10.12.1929 ihr
Sohn Eckart-Rüdiger Walter Robert Jahn, mein Vater, geboren wurde. Im regelmäßig erscheinenden Magazin der Paul-Riebeck-Stiftung
"Zeit zum Lesen" wurde in der Ausgabe vom Juli 2013 ein Artikel
über Adolf Jahn
veröffentlicht. In der Novemberausgabe 2013, Seite 9 wurden dazu ein Interview
mit dem Urenkel Marcus Jahn
und mehrere Abbildungen von Adolf Jahn
geschaffenen Figuren publiziert. Das Interview wurde von Frau Jenny
Schröder, HOSS PR Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
GmbH in Halle (Saale) im Auftrag der Paul-Riebeck-Stiftung durchgeführt. Adolf Jahn starb am 19.12.1941.
Er wurde am 30.05.1942 auf dem Gertrauden-Friedhof in Halle/Saale beigesetzt. |
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Adolf Jahn mit seinem Enkelkind |