Auf der Grossen Berliner Kunst-Ausstellung 1912 stellte Adolf Jahn im Park des Landesausstellungsgeländes am Lehrter Bahnhof ein Modell des Brunnens "Wanderbursche, Baltzer-Brunnen, Gips" aus.
"Eduard Baltzer (1814-1887) Reformer und Demokrat
Eduard Baltzer verbrachte etwa
35 Jahre in Nordhausen und prägte in dieser Zeit das geistige Leben der
Stadt. Ihm ist es zu verdanken, dass neue Ideen in der Bürgerschaft
schneller aufgenommen werden als anderswo, dass kritische,
reformorientierte Kräfte hier zeitweilig eine Heimstatt finden.
Eduard Baltzer, Sohn eines evangelischen Pfarrers, wird am 24. Oktober 1814 in Hohenleina bei Delitzsch geboren. Nach erstem Unterricht im Elternhaus beginnt er in Schulpforta seine umfassende Bildung. In Leipzig und Halle studiert er Theologie, wobei besonders die rationalistische Richtung seinen Beifall fand. Seine Pfarr-Tätigkeit beginnt Baltzer 1841 in Delitzsch. Von Anfang an führt er sein Amt in rationalistischem Geist und ignoriert die Vorschriften der preußischen Kirchenagende. Er schließt sich eng an die 'Lichtfreunde'um den Magdeburger Pfarrer Leberecht Uhlich an. Seine oppositionelle Haltung machte ihn verdächtig, die Behörden verhinderten zweimal seine Anstellung als Pfarrer in Halle. Als die Gemeinde der Kirche St. Nikolai in Nordhausen ihn 1845 zum Pfarrer wählen, versagt das Konsistorium seine Zustimmung. Am 5. Januar 1847 folgen seine Nordhäuser Anhänger Baltzer, treten aus der preußischen Landeskirche aus, gründen eine 'freie protestantische Gemeinde' und wählen Baltzer zu ihrem Prediger.
Im Januar 1847 zieht Baltzer
nach Nordhausen. Die Nordhäuser freie Gemeinde wird zum 'Vorort'aller
freireligiösen Gemeinden gewählt und nimmt Verbindung zum
Deutschkatholizismus auf. Nach Ausbruch der Revolution nimmt Baltzer
am Vorparlament in Frankfurt am Main teil. Im Mai wird er Abgeordneter
der Stadt und des Kreises für die verfassungsgebende preußische
Nationalversammlung in Berlin. Hier gehört er der 'linken'Fraktion an,
ist Mitglied der Verfassungskommission und ruft zur Steuerverweigerung
auf, was ihm Verfolgungen einbringt. In Zukunft widmet er sich nur noch
der Kommunalpolitik und steht wieder an der Spitze der Nordhäuser
freien Religionsgemeinde, die 1850 verboten wird. Von 1859 bis 1871
steht er an der Spitze des 'Bundes freireligiöser Gemeinden'. Als
Stadtverordneter und Stadtverordneten-Vorsteher (letzteres von 1865
bis 1874) fördert er das Schulwesen, den Anschluss der Stadt an das
Eisenbahnnetz, die Verbesserung der Trinkwasserversorgung. Er prägt
auch das hohe Niveau der 1848 gegründeten 'Nordhäuser Zeitung'. Baltzer
ist einer der Gründerväter des deutschen Vegetarismus.
Am 24. Juni 1887 stirbt Eduard
Baltzer in Durlach in Baden. Die dankbare Nordhäuser Bürgerschaft
benennt eine Straße nach ihm und errichtet 1910 vor seinem Hause den
Baltzer-Brunnen. Heute erinnert dort eine Gedenktafel an sein Wirken."
(nach Peter Kuhlbrodt)
aus: Internet-Seite der Stadt Nordhausen, www.nordhausen.de
Der Leiter des Stadtarchivs Herr Hans-Jürgen Grönke schickte mir die Photographien des Stadtarchivs Nordhausen vom Baltzer-Brunnen.
Der Baltzer-Brunnen wurde bei einem Bombenangriff 1945 zerstört.
Es wurden auch Postkarten aus Nordhausen mit einer Abbildung des Baltzer-Brunnens angefertigt.