Adolf Ferdinand Walter Jahn (geboren am 17. Dezember 1858 in Stettin, gestorben am 19. Dezember 1941 in Halle/Saale) war ein deutscher Bildhauer.
Adolf Jahn war das jüngste von drei Kindern des Ehepaares Carl
Wilhelm Jahn
und Catharina Friederike
Wilhelmine Jahn geb. Burchard. Der Vater war Kaufmann in Stettin und
stammte aus
Crossen an der Oder, die Mutter
war die Tochter von Joachim Friedrich Burchard, Lehrer und Küster an
der Berliner Garnisonkirche, und stammte aus Berlin. Nach dem Tod der
Eltern wuchs Adolf Jahn in Berlin bei der Schwester seines Vaters auf.
Er besuchte in Berlin zunächst die Gewerbeschule und kam mit 19 Jahren
an die Königliche Akademie der bildenden Künste zu Berlin, wo er von
1877 bis
1881
als Schüler u.a. von Albert Wolff und Fritz Schaper Bildhauerei
studierte.
Er erhielt während des Studiums mehrere Auszeichnungen. Später wurde er
mit der Goldenen Medaille
für Kunst und Wissenschaft am Bande des Friedrichsordens ausgezeichnet.
In den Jahren 1882 bis 1884 war er in Wien Schüler bei den Bildhauern
Anton Schmidgruber und Viktor Oskar Tilgner. In Berlin arbeitete er in
den Ateliers der Bildhauer Max Kruse, Peter
Breuer und Joseph Kaffsack.
Adolf Jahn übernahm auch selber
Lehrtätigkeiten, 1885 an der königlich preußischen Fachschule für
Metallindustrie
in Iserlohn und ab 1892 an der Technischen Hochschule
Berlin-Charlottenburg im Fach Bildhauerei gemeinsam mit Professor Otto
Geyer. Die Bildhauerin
Lilli Wislicenus-Finzelberg war dort Schülerin von beiden. Die
Bildhauerin und Medailleurin Else Fürst war Schülerin in Adolf Jahns
Atelier in Berlin.
1890 heiratete Adolf Jahn in Wien Emilie Bertha Porsch (geboren am
28.
April 1859 in Znaim in Mähren, gestorben am 13. Juni 1905 in Berlin),
eine
Tochter von Dr. jur. Ignaz Porsch und Josefa Porsch geb. Palka. Er nahm
seine Frau mit
nach Berlin, wo er sich ab 1890 mit einer eigenen Werkstatt selbständig
machte.
Neben Monumentalbildnissen bildeten vor allem Portraitbüsten und Bronzestatuetten den Schwerpunkt seines Schaffens. Er beschickte von 1893 bis 1918 die jährliche Grosse Berliner Kunst-Ausstellung mit zahlreichen Statuen, Gruppen, Büsten und Reliefs in Bronze, Marmor, Gips und Holz.
Adolf Jahns bekanntestes Werk ist die Statuette "Nathan der Weise"
nach dem gleichnamigen Drama von Gotthold Ephraim Lessing. Sie wurde ab
1899 durch die Aktiengesellschaft Gladenbeck Berlin, vormals H.
Gladenbeck & Sohn in Bronze und Alabaster in unterschiedlichen
Größen vervielfältigt, ab 1909 mit
patentiertem Verfahren des Pyrochrom
auch in
unterschiedlichen Einfärbungen und ab 1913 von der "Königlichen
Dänischen Porcelainsfabrik, Kopenhagen" auch in Porzellan hergestellt.
Sie wird bis heute auf Auktionen
angeboten.
1893
wurde der einzige Sohn Walter Hugo Otto geboren. Nach dem Tod seiner
Frau zog er seinen Sohn alleine auf. Adolf Jahn war bis nach dem
1. Weltkrieg als Bildhauer tätig. Seit 1934 lebte er bei seinem Sohn
und dessen Familie in Halle an der Saale,
wo er 1941 starb. Er wurde auf dem Gertrauden-Friedhof in Halle an der
Saale
beerdigt.
"Ein Meister der Kleinkunst
Die Skulptur wird bei uns leider noch meist mit dem Metermaß gemessen. Im übrigen kauft man französische Bronzen oder minderwerthige Imitationen. Da sei denn auf einen bescheidenen Berliner Bildhauer hingewiesen, der jüngst mit bemerkenswerthem Erfolg Werke der Kleinkunst geschaffen hat.
A. Jahn ist auch der Monumentalbildnerei nicht fremd, aber den Hauptschmuck seiner Werkstätte in der v.d. Heydtstraße in Berlin bilden neben einigen Porträtbüsten von Gelehrten Bronzestatuetten von einzigartigem schlichtem Reiz in Aufbau und Silhouette. Sein "Nathan der Weise", der augenscheinlich das Märchen von den drei Ringen erzählt, ist eine der glücklichsten Verkörperungen des klugen und gerechten Juden, den die Schule des Talmud das Denken, die des Lebens die Duldung gelehrt hat.
Die "Wasserträgerin" wirkt besonders durch eine gewisse herbe Anmuth,
die Friesrock und Flanelljacke durchbricht. Das feste und doch
balanzirende Schreiten gelangt zu natürlichem überzeugendem Ausdruck,
die Ausführung des charakteristischen Kopfes wie die Behandlung des
rohen Stoffgewebes zeugen von gleich liebevoller
Sorgfalt."
aus: Deutsche Kunst, Beiblatt: Das Atelier, 1898
Biographie:
Jahn, Adolf (Ferdinand Walter), Bildhauer, *Stettin 17.12.1858, +
Halle (Saale) 19.12.1941, (ev.).
V Carl Wilhelm Jahn (*1820), Kaufmann in Stettin, S d. Christian Jahn, Tuchfabrikant aus Crossen/ Oder; M Catharina Friederike Wilhelmine Jahn geb. Burchard (*Berlin 1825, +Stettin 10.1.1859), T d. Joachim Friedrich Burchard, Küster und Lehrer a.d. Berliner Garnisonkirche, bzw. Garnisonschule; oo Wien 8.12.1890 Emilie Bertha Jahn geb. Porsch, (*Znaim in Mähren 28.4.1859, +Berlin-Schöneberg 13.6.1905), T d. Dr. jur. Ignaz Porsch u.d. Josefa Porsch geb. Palka aus Wien; S Dr. Walter Hugo Otto Jahn (*Berlin 26.11.1893, +Hamburg 22.12.1959) oo Elsa Anna Jahn geb. Fiercke (*Danzig 26.3.1899, +Bendorf/Rhein 6.3.1983); S Eckart-Rüdiger Jahn (*Halle/Saale 10.12.1929, +Uelzen 16.2.2003) oo Hannelore Jahn geb. Bunge (*Magdeburg 28.7.1926, +Eutin 5.3.2014); S Marcus Jahn, T Barbara Jahn.
Werke:
Statuetten
Nathan der Weise (1893); Shylock; Othello; Wasserträgerin (1897); Figurenensemble "Armor und die Liebenden" (1897); Segeler (1898); Mutterliebe (1900); Dante; Alfred Krupp; Martin Luther; Kaiser Wilhelm II. als Kreuzritter (1898); Figur "verstossen" (1905); Figur "Schicksal" (1906); Standbild mit Kindern (1910); Faust (1915); Neue Saat (1917); Der Kampf (1918).
Bildnisbüsten
Büste von Emilie Porsch (1884); Kinderbüste (1895); Geheimrat Samuel Kristeller (1896); Büste des Sohnes Walter (1898); Kaiser Wilhelm I. (1899); Gen.- Reg. Kommandeur Hann von Weyhern (1904); Karl Schrader (Politiker, 1834-1913) (1906); Prof. Peter Hahn; Bolko Graf von Hochberg (1906) Porträtbüste von Frl. X. (1913); Büste des Sohnes Walter (1913); Dr. Goldstück; eine Porträtbüste des Bildhauers Gerhard Janensch blieb unvollendet.
Reliefs
Die Arbeit (1910).
Arbeiten in öffentlichem Besitz
Berlin, Staatsbibliothek: zwei allegorische Figuren der preußischen
Hochschulen Marburg und
Greifswald (1914); Berlin, Alter Garnisonfriedhof:
Grabdenkmal für Olga Malcomess, geb. Ziethen (1904); Danzig:
allegorische weibl. Figuren für die Reichsbank (1902); Fulda: desgl.;
Lüben in Schlesien, heute Lubin: Denkmal Kaiser-Wilhelm I. (1901);
Nordhausen: Eduard
Baltzer-Brunnen (1910); Tuttlingen: Denkmal für Max Schneckenburger mit
Bronzefigur der Germania und Porträtrelief des Dichters am Sockel
(1892); Talheim: Bronzefigur der Germania vor dem Geburtshaus Max
Schneckenburgers (1931); Sulzfeld: Kriegerdenkmal 1870/71 mit
Germania-Figur
(1895); Hirschberg-Großsachsen: Kriegerdenkmal 1870/71 mit
Germania-Figur (1895); Dorum: Kriegerdenkmal 1870/71 mit Germania-Figur
(1898);
Memprechtshofen: Kriegerdenkmal 1870/71 mit Germania-Figur (1906);
Wiesent, Landkreis Regensburg: Kriegerdenkmal 1870/71 mit
Germania-Figur; Bad Rodach: Grabfigur "die Trauer" (1911).
Literatur:
Jahn, Adolf. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler, Von der Antike bis zur Gegenwart. Band 18, E.A. Seemann, Leipzig 1925, S. 343. (CD-ROM-Ausgabe 2008, ISBN: 978-3-86502-177-9).